Mehr Muskelschmalz für die Doku: Präzise formulieren
Warum präzise Formulierungen die Produktsicherheit erhöhen

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„Maximalbelasteter Druckaufnehmer für Eigenkraftanalyse“ – unter diesem Namen hätte der Jahrmarktklassiker „Hau den Lukas“ wohl kaum Erfolgsgeschichte geschrieben. Aussagekräftige Handlungsverben sind eben die halbe Miete. Das gilt auch für die Technische Dokumentation.
Passivkonstruktionen vermeiden, stattdessen im Aktiv schreiben – so steht es im Lehrbuch. Ganz so einfach ist es allerdings nicht. Ein aktives Verb ist nicht automatisch Garant für eine verständliche Handlungsanweisung. Viele Tätigkeitswörter lassen den Nutzer nämlich im Unklaren darüber, was genau zu tun ist. „Stellen Sie die Lautstärke ein“ oder „Motor starten“ sind zwei typische Vertreter dieser Kategorie. Sie machen zwar Angaben über das Ziel der Handlung, entpuppen sich bei der Frage nach dem „Wie“ aber als Mogelpackung. Den Verben fehlen die nötige inhaltliche Informationstiefe und Präzision.
So konkret wie möglich
„Schieben Sie den Lautstärkeregler nach oben. ⇒ Die Lautstärke wird erhöht. Schieben Sie den Lautstärkeregler nach unten. ⇒ Die Lautstärke wird verringert“ oder „Den Zündschlüssel nach rechts in Position I drehen. ⇒ Die Zündung wird eingeschaltet“. Diese Sätze zeigen konkret, was zu tun ist. Die Handlung wird gewissermaßen visualisiert – es gibt kaum noch Spielraum für Fehlinterpretationen.
Nicht jede Zielgruppe benötigt so viele Details. Den Informationsbedarf richtig zu beurteilen und in der Dokumentation entsprechend umzusetzen, ist deshalb eine der zentralen Aufgaben des Technischen Redakteurs. „Motor starten“ ist als Teilschritt in einer Wartungsanleitung für Kfz-Servicetechniker vollkommen ausreichend. In der Bedienungsanleitung für ein neues Fahrzeug muss die Handlung dagegen ausführlicher beschrieben werden.
Missverständnisse vermeiden
Präzise, aussagekräftige Handlungsverben in der Erstellungssprache machen sich auch bei einer späteren Übersetzung bezahlt. Sie vermeiden Missverständnisse und sinnentstellende Mehrdeutigkeiten.
Die Suche nach der passenden Formulierung ist also mehr als eine Kür. Sie hilft dem Nutzer bei der sicheren Bedienung eines Produkts, vermeidet also Fehlanwendungen und schafft damit Produktsicherheit. Nicht zuletzt hebt sie das Image des Herstellers. Schließlich ist das beste Aushängeschild für ein durchdacht konstruiertes Produkt eine klar verständliche Dokumentation.
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