Terminologie: Kostenfaktor oder Kommunikationsturbo?

Wie man mit einer einheitlichen Unternehmenssprache Zeit, Geld und Nerven spart

von Silvia Schulte
0 Kommentare
Einfaches Beispiel für Terminologiemanagement: Der Lexikoneintrag aus SCHEMA ST4

Einfaches Beispiel für Terminologiemanagement: Der Lexikoneintrag aus SCHEMA ST4

Wie viele unterschiedliche Benennungen gibt es in Ihrem Unternehmen für einen einzigen Gegenstand - zwei, drei oder noch mehr? Es lohnt sich, darüber einmal nachzudenken. Denn durch Wildwuchs bei der Wortwahl sind Missverständnisse vorprogrammiert. Dabei lassen sich diese mit wenig Aufwand vermeiden. 

Alltag bei einem (frei erfundenen) Waschmaschinenhersteller. Es geht um den Gegenstand, der zur Kraftübertragung benötigt wird, damit sich die Trommel einer Waschmaschine dreht. 

  • Konstrukteur: „Da nehmen wir einen Polyriemen.“ 
  • Ersatzteilliste: „Poly-V-Riemen“ 
  • Marketing: „Das neue Modell verfügt über einen verschleißfreien Antriebsriemen…“
  • Technischer Redakteur: „Der Keilrippenriemen überträgt die Motorkraft auf die Trommel…“
  • Kunde: „Der Keilriemen meiner Waschmaschine ist kaputt.“ 
  • Support: „Sie brauchen ein neues Rippenband.“

Ganz gleich, was der Kunde braucht – das Unternehmen jedenfalls braucht ein effizientes Terminologiemanagement. Denn wenn so viele unterschiedliche Benennungen für einen einzigen Gegenstand verwendet werden, sind Missverständnisse vorprogrammiert. Und die kosten Zeit und Geld.

Im Verhältnis dazu hält sich der Aufwand für das Terminologiemanagement in Grenzen - vor allem, wenn es passgenau auf die Bedürfnisse des Unternehmens zugeschnitten ist. Ziel sollte eine gemeinsame Unternehmenssprache sein, die den anerkannten Fachwortschatz ebenso abbildet wie unternehmensspezifische Benennungen und die Corporate Language.

Damit das gelingt, müssen alle Abteilungen, die an der Prägung von Benennungen in den verschiedenen Phasen des Produktlebenszyklus beteiligt sind, in die Terminologiearbeit einbezogen werden - also Entwicklung,  Marketing, Technischen Redaktion, Übersetzungsmanagement, Kundenservice etc.. Es ist ein Prozess nötig, der die Auswahl der die Auswahl der Termkandidaten, ihre Bewertung und ihre Validierung regelt. 

Darüber hinaus wird ein Tool benötigt, um die Benennungen zu erfassen und zu verwalten. Im einfachsten Fall kann das eine Excel-Tabelle nach dem Schema „erlaubt/verboten“ sein. Besser geeignet sind spezielle Terminologiemanagement-Tools, die über Schnittstellen zu Übersetzungsprogrammen verfügen. 

Worauf kommt es beim Terminologiemanagement an?

Die Einträge in Terminologiedatenbanken sind begriffsorientiert und benennungsautonom aufgebaut. Das bedeutet: An oberster Stelle steht ein Begriff – also die abstrakte Vorstellung einer Funktion, eines Gegenstands oder Konzepts. Mit diesem Begriff ist eine ID verknüpft, so dass er eindeutig identifizierbar ist. Die entsprechenden Benennungen – verboten oder erlaubt – in allen gewünschten Sprachen werden dem Begriff zugeordnet. Dabei werden auch Abkürzungen und unterschiedliche Schreibkonventionen erfasst. Je nach Aufbau der Eintragsstruktur können die Begriffe mit Definitionen, Erklärungen, Sachgebieten, Kategorien, Abbildungen oder weiteren Attributen ergänzt werden. 

Beim Festlegen der geeigneten Benennungen sind anerkannte, eindeutige und selbsterklärende Termini die beste Wahl. Hier ist Teamarbeit zwischen allen beteiligten Fachabteilungen gefragt. Terminologiemanagement-Tools unterstützen diesen Workflow optimal und vereinfachen die Zusammenarbeit. 

Werden die Einträge mehrsprachig aufgebaut, können sie von Übersetzungsprogrammen verwendet werden. Bei Unternehmen, die mit Neuentwicklungen arbeiten, ist Terminologiemanagement deshalb ein unverzichtbarer Baustein des Übersetzungsprozesses.

Terminologiearbeit lohnt sich aber nicht nur, wenn man mit technischem Fachwortschatz zu tun hat.  Man braucht sie bei Softwareanwendungen, wo Termini aus der Alltagssprache für spezifische Funktionen verwendet werden und die Benennungen von Funktionen und GUI-Elementen, Dokumentation und Hilfetexten oder Kontextmenüs zwingend übereinstimmen müssen. Auch bei Dienstleistungen steigert eine gut gepflegte Terminologie die Eindeutigkeit und damit die Qualität der Kommunikation.

Damit die Terminologiearbeit im Unternehmen Früchte trägt, muss sie verbreitet und genutzt werden. Beispiele aus der Praxis zeigen, dass eine firmenspezifische Terminologie, die allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zur Verfügung steht, zu einer effizienteren und konsistenteren Kommunikation beiträgt. Viele Unternehmen haben das bereits erkannt. Eine repräsentative Umfrage (2015) der tekom zeigte, dass sich knapp drei Viertel der Befragten mit dem Thema Terminologie und Terminologiemanagement auseinandersetzen.

Sind Sie auch interessiert? Dann sprechen Sie uns an – wir beraten Sie gerne. 

0 Kommentare:

captcha

Geben Sie den Prüfcode im darüberliegenden Bild hier ein.