Übersetzungsgerechtes Schreiben: Tipps und Tricks
Warum sich Nachlässigkeiten beim Satzbau rächen

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Letztens hatten wir wieder so einen Fall. Beim Durchsehen einer Übersetzung fiel auf, dass in der Übersetzung etwas nicht stimmte – wo im deutschen Ausgangstext noch alles gepasst hatte.
Innerhalb eines Satzes war eine Auflistung eingebettet, nach der Auflistung folgte das Verb.
Diese, für die deutsche Sprache typische, Satzkonstruktion funktioniert im Englischen nicht. Deshalb stand das Verb in der Übersetzung vor der Auflistung. Bei der Ausleitung der englischen Übersetzung aus dem Redaktionssystem stellten wir fest, dass die Umstellung des Satzes zu einer fehlerhaften Formatierung führte.
Dieses Beispiel aus der Praxis nehmen wir zum Anlass, uns die Besonderheiten bei der Erstellung von Texten, die auch in anderen Sprachen veröffentlicht werden sollen, genauer anzuschauen.
It’s a match
Um die Regeln für übersetzungsgerechtes Schreiben nachvollziehen zu können, ist es hilfreich, wenn man eine grobe Vorstellung davon hat, wie Translation-Memory-Systeme funktionieren. Translation-Memory-Systeme basieren auf Datenbanken, die mit neuen Übersetzungen „gefüttert“ werden. Die zu übersetzenden Texte werden nach bestimmten Regeln segmentiert und gemeinsam mit der Übersetzung in der Datenbank gespeichert. Gleiche oder ähnliche Sätze werden mit den bestehenden Daten abgeglichen und beispielsweise als 100%-Match angezeigt, wenn ein identischer Eintrag in der Datenbank existiert.
Der Artikel
Auch wenn in der Technischen Redaktion der Grundsatz gilt „Weniger ist mehr“, sollte nicht an Artikeln gespart werden.
Beispiel:
Eine Handlungsanweisung könnte lauten: Drucker ausschalten. Aus diesem Satz geht nicht hervor, ob es sich bei dem Drucker um ein oder mehrere Geräte handelt. Denn Singular und Plural unterscheiden sich in diesem Beispiel nicht. Um diesen Satz korrekt in eine andere Sprache zu übertragen, ist diese Information jedoch relevant. Deshalb gilt: Um der Problematik vorzugreifen, empfiehlt sich die Verwendung eines Artikels.
Das Pronomen
Übersetzungsgerecht Schreiben heißt, pronominale Bezüge über Satzgrenzen hinweg zu vermeiden. Hier lautet die Devise: Nomen anstatt Pronomen.
Hier ein kleines Beispiel:
So nicht:
Entnehmen Sie die Patrone. Füllen Sie sie auf.
Besser so:
Entnehmen Sie die Patrone. Füllen Sie die Patrone auf.
Das mag stilistisch nicht jedermanns Sache sein. Es gilt aber zu bedenken, dass andernfalls der Bezug verloren gehen könnte. Werden nur einzelne Segmente übersetzt, zum Beispiel Füllen Sie sie auf, geht aus dem Kontext nicht hervor, worauf sich das Pronomen sie bezieht. Zudem könnte es dann passieren, dass das Segment wiederverwendet wird, aber im neuen Kontext nicht mehr passt.
Harte Zeilenumbrüche
Harte Zeilenumbrüche, z. B. in einer Tabelle, mögen im Ursprungstext vielleicht gar nicht auffallen. Sobald man den Text mit einem Übersetzungstool bearbeiten will, macht sich dieser kleine Formatierungsfehler jedoch bemerkbar. Ein harter Zeilenumbruch bedeutet für die Software, dass die Sinneinheit endet. In der Folge kann so ein eigentlich zusammenhängender Satz in zwei Segmente getrennt werden. Das liegt daran, dass Translation-Memory-Systeme Texte meist nach einem Punkt, Doppelpunkt, oder eben nach einem harten Zeilenumbruch segmentieren. Anstelle eines harten Zeilenumbruchs drückt man deshalb die Shift-Taste und anschließend die Eingabetaste. So ist sichergestellt, dass Sinneinheiten nicht getrennt werden und die Wiederverwendbarkeit der Übersetzung gesteigert wird.
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