Eine gute Übersetzung beginnt beim Ausgangstext
Die richtige Formatierung spielt neben verständlicher Sprache eine wichtige Rolle
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Die meisten Anleitungen werden früher oder später übersetzt. Normative Vorgaben oder Richtlinien vieler Produkte regeln, in welchen Sprachen die dazugehörige Betriebsanleitung vorliegen muss. Vertragliche Vereinbarungen mit dem Kunden können noch weitere Sprachen erforderlich machen. Grund genug, bereits beim Erstellen einer Anleitung die Weichen für künftige Übersetzungen richtig zu stellen.
Ein übersetzungsgerecht geschriebener Ausgangstext ist die Basis für gute Übersetzungsqualität, wirkt sich aber auch positiv auf die Kosten aus. Ein Blick in die Übersetzungspraxis zeigt, warum.
Schlaue Tools sparen Geld
Übersetzungsdienstleister verwenden Tools zum computerunterstützten Übersetzen (CAT-Tools). Diese Tools segmentieren den Ausgangstext, unterteilen ihn also in sinnvolle Einheiten, zum Beispiel Sätze. Jedes Segment wird in einem Translation Memory (TM) abgespeichert. Nach erfolgter Übersetzung enthält das Translation Memory eines Sprachpaars zwei Spalten: eine mit ausgangssprachlichen und eine mit zielsprachlichen Segmenten. Bei künftigen Übersetzungen wird der neue Input automatisch mit dem vorhandenen Translation Memory abgeglichen. Übereinstimmungen, sogenannte 100%-Matches, können sofort in die Zielsprache übernommen werden und werden wegen des geringen Arbeitsaufwands nicht nach dem vollen Wortpreis berechnet.
Es kann jedoch vorkommen, dass zwei gleichlautende Sätze nicht auf die gleiche Weise segmentiert werden. Das TM erkennt dann keine Übereinstimmung – der Einspareffekt ist dahin. Wie kann es dazu kommen? Meistens sind manuelle Formatierungen wie harte Zeilenumbrüche schuld an der fehlerhaften Segmentierung, wie das folgende Beispiel zeigt.
Beispiel:
Drücken Sie die Taste [Stop], um die Aufnahme zu beenden.
Segment 1 | Drücken Sie die Taste [Stop], um die Aufnahme zu beenden. |
Drücken Sie die Taste ↵ [Stop], um die Aufnahme zu beenden.
Segment 1 | Drücken Sie die Taste |
Segment 2 | [Stop], um die Aufnahme zu beenden. |
So vermeiden Sie fehlerhafte Segmentierungen:
- Setzen Sie keine manuellen Zeilenumbrüche (Absatzmarken).
- Setzen Sie keine manuellen Silbentrennungen (Bindestriche).
- Unterbrechen Sie einen Satz nicht mit Aufzählungen, sondern setzen Sie Aufzählungen immer ans Ende eines vollständigen Satzes.
- Vermeiden Sie Punkte im Satz (beispielsweise bei Abkürzungen).
Hilfe - Hieroglyphen!
Die Übersetzung ist fertig, aber der Text in der Zielsprache enthält lauter Hieroglyphen? Dann unterstützt der gewählte Zeichensatz die Zielsprache nicht. Wer ausgefallene Schriften in seiner CI verwenden will, sollte deshalb im Vorfeld sicherstellen, dass sie die diakritischen Zeichen und Schriftsysteme der Übersetzungssprachen darstellen können.
So vermeiden Sie Darstellungsprobleme von Schriften und diakritischen Zeichen:
- Verwenden Sie internationale Zeichensätze wie Unicode oder Codierungen wie UTF-8.
Flexibel bleiben – das ist beim Gestalten des Ausgangstextes oberstes Gebot. Wer eine Anleitung mit festen Seitenumbrüchen, festen Zeilenhöhen in Tabellen oder festen Textrahmen erstellt, muss aufwändige Nacharbeiten bei den Übersetzungen in Kauf nehmen. Der Grund ist die unterschiedliche Wort- und Satzlänge in den verschiedenen Sprachen. Englisch und Deutsch sind vergleichsweise kompakt, während romanische Sprachen länger laufen.
Beispiel:
DE | Sicherheitstür |
EN | Safety door |
ES | Puerta de seguridad |
So vermeiden Sie Layoutprobleme bei Übersetzungen:
- Legen Sie keine festen Seitenumbrüche fest.
- Stellen Sie keine festen Zeilenhöhen in Tabellen ein.
- Erstellen Sie keine festen Textrahmen.
- Verwenden Sie möglichst keine Tabulatoren.
- Planen Sie Platzreserven ein, wenn die Seitenaufteilung von Ausgangs- und Zielsprache übereinstimmen soll.
Natürlich muss auch der Inhalt stimmen. Mehr Infos und Tipps gibt es dazu in weiteren Blogbeiträgen der Dokuhelden zum übersetzungsgerechten Schreiben:
Übersetzungsgerecht Schreiben
Den richtigen Text für jede Spezies
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