Wie gut sind maschinelle Übersetzungen?
Wer vor zehn Jahren maschinelle Übersetzungen nutzte, las häufig abstruse Übersetzungen, die oftmals kaum zu gebrauchen waren und bestenfalls zur allgemeinen Erheiterung beitrugen. Diese Übersetzungssysteme waren regelbasiert, gründeten also auf einer Vielzahl von integrierten linguistischen Regeln und zweisprachigen Wörterbüchern für jedes Sprachpaar.
Seit einiger Zeit weist aber selbst so manche kostenfreie Übersetzungssoftware erstaunlich gute Ergebnisse auf. Der Grund für die Qualitätssteigerung liegt unter der Haube: Die Übersetzungssoftware besteht aus einer neuronalen Übersetzungs-Engine, die einen möglichst großen Textkorpus nach Häufigkeiten durchsucht und – darauf aufbauend – künstliche neuronale Netze generiert, die die Zusammenhänge zwischen Ausgangs- und Zielsprache erlernen und erfassen. Sind professionelle Humanübersetzungen also bald ein Auslaufmodell oder stößt die künstliche Intelligenz an Grenzen?
Die Grenzen von neuronaler maschineller Übersetzung
Was der Leser vielleicht ganz selbstverständlich voraussetzt, ist für die neuronale maschinelle Übersetzungssoftware ein Problem. Und zwar, wenn es um terminologische Konsistenz geht. An Stellen, an denen im Ausgangstext durchgängig derselbe Terminus verwendet wird, kommt es vor, dass die Entsprechung in der Zielsprache unterschiedlich übersetzt wird. Das liegt daran, dass die neuronale maschinelle Übersetzungssoftware nicht über Satzgrenzen hinaus „denkt“ und keine komplexen Zusammenhänge herstellen kann.
Einen weiteren Stolperstein stellen für die neuronale maschinelle Übersetzungssoftware häufig Redewendungen dar. Mit dem Satz Whoever says A must also say B kann im angelsächsischen Sprachraum wohl niemand etwas anfangen. Wer A sagt, muss auch B sagen hätte ein Humanübersetzer dann doch eher mit You must finish what you start übersetzt.
Nicht immer werden zudem satzübergreifende pronominelle Bezüge erkannt und deshalb falsch übersetzt: Keep this manual. You may need it again. Bewahren Sie diese Anleitung auf. Sie könnten es noch einmal brauchen.
An so mancher Stelle ist also noch ein bisschen Feintuning erforderlich. Viele Übersetzungsdienstleister bieten eine maschinelle Übersetzung mit anschließender Nachbearbeitung durch einen Humanübersetzer (Post Editing) an. Wer darüber nachdenkt, eine solche Leistung zu beauftragen, sollte abwägen, ob sich die Textsorte dazu eignet oder ob der Nachbearbeitungsaufwand unverhältnismäßig hoch sein könnte. Für Inhalte, bei denen es hauptsächlich darum geht, den Lesern den groben Inhalt zu vermitteln, wie beispielsweise Bewertungen, E-Mail-Support oder Benutzerforen, ist der Einsatz von neuronalen maschinellen Übersetzungen sinnvoll.
Übersetzungen, die Kreativität erfordern, wo es auf Genauigkeit ankommt und wo es einen großen Leserkreis gibt, sind für maschinelle Übersetzungen weniger gut geeignet. Werbetexte, rechtliche Texte oder Marketinginhalte sind dann vielleicht doch besser bei einem kreativen Kopf oder einer Expertin aufgehoben.
Was sind Ihre Erfahrungen mit maschineller Übersetzung? Lassen Sie uns gerne in den Kommentaren daran teilhaben.
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